Talente im Portrait: Interview mit Mathias

Mathias haben wir das letzte Mal während seines politischen Freiwilligendienstes in der Kommunalpolitik gesprochen. Damals stand das Zulassungsinterview für seinen Wunsch-Studiengang am University College der Universität Leiden in Den Haag kurz bevor. Talentscout Carmen Simella (Hochschule Bielefeld) hatte Mathias auf dem Weg zur Bewerbung begleitet. Dass Mathias zwischenzeitlich für den interdisziplinären Studiengang im Bereich „Governance, Economics and Development“ angenommen wurde und in Den Haag erfolgreich sein Studium aufgenommen hat, war für beide eine große Freude und für uns ein willkommener Anlass, nochmal mit Mathias ins Gespräch zu kommen. Im seinem zweiten Interview erzählt er uns von seinem Start ins Studium, dem Leben in den Niederlanden und wie er weiterhin mit dem Talentscouting verbunden ist.

Stell dich gern (nochmal) vor: Wo kommst du her?;  Wo/wie lebst du jetzt?, Was machst du gerade?

Goedemorgen! Ich bin Mathias, komme eigentlich aus dem Kreis Minden-Lübbecke, bin aber inzwischen zum Studium in die Niederlande aufgebrochen. In Den Haag studiere ich am Leiden University College The Hague, dem Honours College der Universität Leiden, ‚Governance, Economics and Development.‘

Was werden deine nächsten Schritte sein?

Mein Studiengang ist um das ‚Liberal Arts & Sciences‘ Konzept aufgebaut, vermittelt also nicht eine konkrete Spezialisierung, sondern ist darauf bedacht, eine holistische und interdisziplinäre Bildung zu vermitteln. Diese Herangehensweise hat für mich viele neue Perspektiven und Themengebiete eröffnet, so dass ich mir noch nicht sicher bin, was mein nächster Schritt sein wird. Das Gute ist aber: Ich habe noch genügend Zeit, um mir dessen klar zu werden.

Hast du noch Zeit für Hobbies/Engagement? Falls ja, was machst du gerade?

Die Arbeitsbelastung in meinem Studiengang ist überdurchschnittlich hoch – die Professoren erwarten viel von uns. Aber einen interessanten Einblick kann ich geben: In Den Haag habe ich mich der örtlichen Studentenrudervereinigung angeschlossen, die in den Niederlanden im Gegensatz zu Deutschland einen guten und liberalen Ruf genießen. So habe ich ein Hobby gefunden, das wunderbar Ausgleich und niederländische Kultur miteinanderverbindet.

Mit Blick auf dein letztes Interview: Wie hat sich dein Plan/Weg entwickelt? Was hat sich ggf. verändert?

Meine grundsätzlichen Pläne seit dem letzten Interview haben sich nicht großartig verändert: Erst mal ein gutes Studium! Davon abgesehen kann ich mir nach wie vor vorstellen, später einmal in einer öffentlichen Verwaltung für das Gemeinwohl zu arbeiten. Aktuell entwickelt sich bei mir aber auch ein großes Interesse für Forschung und akademisches Arbeiten, was vielleicht eine zweite berufliche Perspektive werden könnte.

Wenn du dir deine Entwicklung in den letzten Monaten/Jahren anschaust: Worauf bist du besonders stolz?/ Was überrascht dich davon am meisten?

Ich bin besonders stolz darauf, so gut in Den Haag und im Studium angekommen zu sein. Eigentlich habe ich erwartet, größere Probleme im Studium zu haben, besonders wenn ich die Diskrepanz im sozialen Hintergrund zu meinen Kommilitonen vergleiche.

Was waren deine Highlights in der letzten Zeit?

Mein Highlight in letzter Zeit ist meine persönliche Entwicklung. Damit meine ich nicht nur thematische und methodische Kompetenzen, sondern auch alles, was sich entlang meines Auslandsaufenthaltes entwickelt hat. Das Englische ist für mich kein Problem mehr – im Gegenteil; manchmal suche ich im Deutschen nach den richtigen Wörtern.

Welchen Tipp würdest du deinem 15/16/17/18-jährigen Ich heute geben?

Ich denke, diesen Tipp kann ich auch anderen Schülern im Talentscouting geben: Es klingt simpel und abgedroschen, aber man sollte sich selbst eine realistische Chance geben. Ich habe damals nie geglaubt, dass ich jemals im Ausland studieren würde. Deswegen habe ich nur eine einzige Bewerbung für einen Studienplatz im Ausland abgeschickt – und wurde bereits sehr früh akzeptiert. Heute weiß ich, dass ich auch an vielen anderen Institutionen eine gute Chance gehabt hätte.

Hast du noch Kontakt zu den Talentscouts? Falls ja: bei welchen Gelegenheiten?

Mit meinem Talentscout Carmen habe ich nach wie vor, wenn auch in unregelmäßigeren Abständen, Kontakt. Einerseits um gemeinsam abzusprechen, was mein aktueller Weg ist und wie ich diesen begehe – eine professionelle Perspektive ist immer hilfreich! Was ich allerdings auch sehr schön finde, ist die Möglichkeit, dem Talentscouting-Netzwerk selbst zu helfen. Einerseits mit diesem Interview, aber beispielsweise auch konkret anderen Schüler*innen über meine Erfahrungen in einem bestimmten Bewerbungsprozess zu erzählen. Das freut mich immer sehr, wenn ich anderen Talenten helfen kann!

Was hast du aus den Talentscouting-Beratungen an der Schule mitgenommen?

Dass jede Idee es verdient hat, entdeckt zu werden. Während meiner Schulzeit habe ich plötzlich viele neue Themenbereiche in Erwägung gezogen, die mich ebenfalls sehr stark motiviert haben. Auch wenn ich schlussendlich wieder bei meinen ursprünglichen Interessen angelangt bin, habe ich gelernt, dass genau das völlig in Ordnung und sogar wichtig ist!

Hast du ein konkretes Beispiel, was dir in Erinnerung geblieben ist?

Einer dieser Themenbereiche, die ich damals im Talentscouting erwogen habe, war es, Stadt- und Raumplanung zu studieren. Auch wenn ich nicht in diese Richtung gegangen bin, war es für mich sehr wichtig festzustellen, dass ich diesen Themenbereich sehr spannend finde. Denn genau das hat mir bei meiner späteren Kurswahl im Studium geholfen: Ich habe den Methodikkurs zu Geographischen Informationssystemen gewählt, was ich sonst vielleicht nicht getan hätte.

Auch das Talentscouting in NRW ist weiter gewachsen und immer mehr Schulen setzen das Programm um. Was denkst du darüber?

Das empfinde ich als sehr wichtig! Leider ist es nach wie vor so, dass nicht allen Schüler*innen die gleichen Chancen eingeräumt werden, obwohl sie das gleiche – oder vielleicht sogar das bessere – Potential haben. Das Talentscouting kann eine wichtige Rolle dabei spielen, diese Ungerechtigkeit auszugleichen.

Autor: Talentscouting OWL

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