Talente im Portrait: Interview mit Linda

Nach dem letzten Interview während ihres Bachelorstudiums vor über zwei Jahren berichtet uns Linda nun aus der Abschlussphase ihres Masterstudiums und blickt auf die Entwicklung innerhalb der vergangenen sieben Jahre im Talentscouting sowie die Pläne für den kommenden Berufseinstieg, bei dem sie von Annkatrin Buchen, Talentscout der Uni Paderborn, weiterhin begleitet wird.

Stell dich gern (nochmal) vor: Wo kommst du her? Wo/wie lebst du jetzt? Was machst du gerade?

Hallo, ich heiße Linda und bin mittlerweile 23 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Paderborn. Meinen Lebensmittelpunkt habe ich zurzeit allerdings in Siegen, wo ich meinen Master „Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht“ an der Universität in Siegen mache und nebenbei als Werkstudentin in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei arbeite.

Was werden deine nächsten Schritte sein?

Aktuell befinde ich mich im vierten Semester meines Masterstudiums und schreibe meine Masterarbeit. Im nächsten Schritt werde ich mich auf dem Arbeitsmarkt orientieren und eine Vollzeitstelle annehmen. Bei meiner Suche nach einer Festanstellung werde ich besonderen Wert darauf legen, wieder näher bei meiner Familie zu wohnen.

Hast du noch Zeit für Hobbies/Engagement? Falls ja, was machst du gerade?

Meine Nachhilfetätigkeit führe ich bis heute noch fort. Es bereitet mir nach wie vor großen Spaß, Schüler*innen unterschiedlichen Alters und aus unterschiedlichen Schulformen zu unterstützen.
Während meiner Studienzeit habe ich mich außerdem immer wieder mit Berufsbildern, für die ich nach meinem Studium geeignet sein könnte, auseinandergesetzt und Praktika und Werkstudententätigkeiten in mir interessant erscheinenden Berufsfeldern absolviert. Dies eröffnete mir einerseits die Möglichkeit, die an der Uni erworbenen theoretischen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden und meine persönlichen Stärken und Schwächen zu erkennen. Ich habe die wertvolle Erfahrung gemacht, dass die Theorie und die Vorstellungen von einem bestimmten Beruf teilweise von der tatsächlichen Berufspraxis abweichen. Durch diese Erfahrung konnte ich für mich persönlich herausfinden, was ich für meine berufliche Zukunft möchte und was ich nicht möchte. Sie hat mit bei der Themenfindung für meine Masterarbeit geholfen und wird mir nach meinem Studium die Berufswahl erleichtern. Andererseits konnte ich auf diese Weise bereits während des Studiums wertvolle Kontakte auf dem Arbeitsmarkt knüpfen. Durch diese Kontakte und meine Berufserfahrung erhoffe ich mir nach meinem Studium einen leichteren Zugang zu einer guten und krisensicheren Position bei einem namenhaften Arbeitgeber.

Mit Blick auf dein letztes Interview: Wie hat sich dein Plan/Weg entwickelt? Was hat sich ggf. verändert?

In meinem letzten Interview war aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht ganz klar, ob ich nach meinem Bachelorstudium eine Festanstellung annehme oder einen Master beginne. Unter den Umständen der Corona-Einschränkungen konnte ich mir nicht vorstellen weiter zu studieren. Als ich dann jedoch erfuhr, dass die Universitäten ihre Veranstaltungen wieder in Präsenz anbieten dürfen, habe ich mich an der Universität Siegen eingeschrieben. Alles in einem verfolge ich heute noch dieselben Ziele wie damals. Auch meine Vorliebe zum Reisen habe ich nicht aus den Augen verloren. Parallel zu meinem Masterstudium habe ich einen Spanischkurs am Fremdsprachenzentrum der Uni Siegen begonnen und vor diesem Hintergrund nach dem zweiten Semester eine einmonatige Sprachreise nach Spanien gemacht.

Wenn du dir deine Entwicklung in den letzten Monaten/Jahren anschaust: Worauf bist du besonders stolz?/ Was überrascht dich davon am meisten?

In den letzten Jahren habe ich mich sowohl persönlich als auch fachlich sehr stark weiterentwickelt. Ich bin der Meinung, dass ich in den letzten Jahren ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Selbstbestimmtheit dazu gewonnen habe. Zu Beginn meiner Talentscouting-Beratung habe ich meine Entscheidungen über meinen Bildungs- und Berufsweg überwiegend von externen Faktoren, wie zum Beispiel Finanzierungsfragen oder der Meinung meiner Eltern abhängig gemacht und mir selbst nur wenig zugetraut. Dadurch habe ich den Horizont der mir offenstehenden Möglichkeiten stark eingeschränkt. Durch das selbstständige Leben in Bremen und in Siegen habe ich gelernt meine Entscheidungen selbstständig zu treffen. Die Meinung meiner Familienangehörigen und Freund*innen sehe ich heute in allen Lebensbereichen eher als einen Ratschlag an.
Im Lauf meines Studiums habe ich mir auch fachlich immer mehr zugetraut. Nach dem ersten Semester habe ich in den 2-Fach-Bachelor gewechselt und das Fach Rechtswissenschaften als Nebenfach belegt. Dabei habe ich unerwarteterweise ein großes Interesse für juristische Fragestellungen entwickelt und mich während meines Bachelors mit Masterstudiengängen in Rechtswissenschaften und daran anknüpfende Berufsaussichten auseinandergesetzt. Auf diese Weise bin ich auf den Masterstudiengang Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht an der Universität Siegen aufmerksam geworden. Dieser Studiengang hat mir besonders zugesprochen, weil er international ausgerichtet ist und einige Module in der englischen Sprache angeboten werden. Vor Antritt des Studiums hatte ich jedoch viele Selbstzweifel. Ich habe mich gefragt, ob ich dem Studium gewachsen sein werde und ob ich mit meinen zukünftigen Kommiliton*innen werde mithalten können, da ich aus einer anderen Fachrichtung komme. Aus diesem Grund habe ich zeitweise mit dem Gedanken gespielt, vor dem Master einen zweiten Bachelor im Fach Wirtschaftsrecht zu absolvieren. Dazu habe ich mich in dieser Zeit auch mit Annkatrin immer wieder ausgetauscht. Das erste Semester war dann tatsächlich sehr herausfordernd für mich. Doch heute bin ich sehr stolz auf mich, diesen Schritt gewagt zu haben.

Welchen Tipp würdest du deinem 15/16/17/18-jährigen Ich heute geben?

Ich würde meinem damaligen Ich auf jeden Fall dazu raten mutiger, selbstbestimmter und offener für die Möglichkeiten zu sein, die sich den jungen Menschen heute auftun. Auch wenn ich schlussendlich sehr positiv auf die letzten Jahre zurückblicken kann, bin ich der Meinung, dass viele Zweifel unbegründet waren. Natürlich ist es wichtig große Entscheidungen verantwortungsbewusst anzugehen und alle Risiken abzuwägen. Aber man sollte mindestens genauso mutig sein, auf sein Bauchgefühl zu hören und Dinge einfach einmal auszuprobieren.

Hast du noch Kontakt zu deinem Talentscout? Falls ja: bei welchen Gelegenheiten?

Annkatrin und ich stehen noch in gutem Kontakt zueinander. Während meines Masterstudiums hat sie mich bei meinen Bewerbungen für meine Werkstudententätigkeit und mein Pflichtpraktikum weiterhin beraten und unterstützt. Aktuell steht Annkatrin mir bei Fragen zu meiner Berufswahl zur Seite.

Was hast du aus den Talentscouting-Beratungen an der Schule mitgenommen?

In den Talentscouting-Beratungen an der Schule hat Annkatrin mir vor allen Dingen aufgezeigt, dass es auch als Kind aus einer Arbeiterfamilie möglich ist, eine universitäre Laufbahn einzuschlagen. In den Beratungsgesprächen ging es vorwiegend um individuelle Finanzierungsmöglichkeiten eines Studiums in einer anderen Stadt, zum Beispiel durch Bafög und Stipendien. Annkatrin hat mich nicht nur über meine Möglichkeiten aufgeklärt, sondern auch bei der Realisierung dessen unterstützt. Die Gespräche mit Annkatrin haben mich dazu ermutigt, den Bachelor in Bremen überhaupt anzutreten. Ohne die Talentscouting-Beratung an der Schule wäre ich heute sehr wahrscheinlich nicht an dem Punkt, an dem ich heute stehe.

Wie nutzt du die Erkenntnisse aus den regelmäßigen Beratungen während der Schulzeit aktuell (in Studium/Beruf etc.)?

Die Beratungsgespräche haben einen großen Teil zu meinem Selbstbewusstsein und meiner Selbstfindung beigetragen. Ich habe gelernt, dass es nicht schlimm ist mit 18 Jahren noch nicht zu wissen, wo es später einmal beruflich hingehen soll. Es ist nicht verwerflich sich auf seiner universitären Laufbahn umzuorientieren und einen anderen Weg einzuschlagen. Diese Erkenntnisse versuche ich auch an meine Geschwister und Nachhilfeschüler heranzutragen, wenn ich ihnen bei Bewerbungen und Zukunftsfragen zur Seite stehe.

Auch das Talentscouting in NRW ist weiter gewachsen und immer mehr Schulen setzen das Programm um. Was denkst du darüber?

Ich bin sehr dankbar über das Talentscouting und freue mich sehr zu hören, dass das Programm in NRW weitergewachsen ist. Die Tätigkeiten der Talentscouts halte ich für sehr sinnstiftend und erfolgreich. Besonders gut finde ich, dass das Beratungsangebot nicht mit der Schulzeit endet, sondern auch darüber hinaus in Anspruch genommen werden kann. So wie in meinem Fall sogar bis hin zu Themen wie einem Fachwechsel, dem Übergang zwischen Bachelor und Master oder dem Berufseinstieg. Für mich ist das Talentscouting nicht nur eine individuelle Beratung, sondern ein Netzwerk, von dem die Schüler*innen und Absolvent*innen auch untereinander profitieren können. In unserem letzten Gespräch hat Annkatrin mit beispielsweise von einer Schülerin berichtet, die ebenfalls nach ihrem Abitur für kurze Zeit ins Ausland gehen möchte. An dieser Stelle konnte ich unterstützen und an die Organisation über die ich 2019 nach Wisconsin, USA gegangen bin, vermitteln.

Autor: Talentscouting OWL

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